In unserer schnelllebigen Zeit lassen wir uns leicht ablenken. Doch beim Singen ist Fokus entscheidend. Wenn unser "Gedankenkino" läuft, ist unsere Aufmerksamkeit nicht dort, wo sie sein sollte: bei unserem Körper. Es ist essenziell, unsere Gedanken auf uns selbst zu richten.
Ein gutes Beispiel ist das Abklopfen des Körpers im Warm Up: Manchmal nutzen Chormitglieder diese Zeit, um sich zu unterhalten. Das ist schön für die Gemeinschaft, lenkt aber vom Fokus auf den eigenen Körper ab. Solche Wahrnehmungsübungen erfordern enorm viel Konzentration, Aufmerksamkeit und vor allem – Ruhe. Sie ermöglichen dir, wahrzunehmen, was ist und was nicht ist.
Wir alle kennen den Spruch "In der Ruhe liegt die Kraft". Doch gerade beim Singen, wo wir so viel Ausdruck und Energie investieren möchten, vergessen wir oft, wie wichtig die Ruhe in erster Instanz ist. Viele denken, eine kräftige Stimme braucht Anspannung oder Pressen. Das Gegenteil ist der Fall: Wahre stimmliche Kraft und Freiheit entstehen aus Entspannung und Loslassen zuerst, dann kommt eine positive Spannung dazu.
Dein Körper ist der wichtigste Resonanzraum für deine Stimme. Ist er verspannt – im Kiefer, Nacken, den Schultern oder im Bauch – blockiert das den natürlichen Fluss von Atem und Klang. Jede unnötige Anspannung raubt deiner Stimme Energie und Fülle. Ein entspannter Körper hingegen ermöglicht dem Atem, tief und frei zu fließen, die Basis für eine tragfähige und ausdauernde Stimme.
Ruhe beim Singen bedeutet nicht Passivität, sondern aktives Loslassen von allem Unnötigen. Es ist die Kunst, die richtigen Muskeln zu aktivieren und alle anderen zu entspannen, um deine Stimmfreiheit zu finden.
In unserem Gesangsunterricht darfst du diese innere und körperliche Ruhe finden. Durch gezielte Körperwahrnehmungsübungen spürst du Verspannungen auf und lernst, sie zu lösen. Wir ermutigen dich, zu experimentieren und zu spüren, wie deine Stimme an Leichtigkeit und Kraft gewinnt, sobald du dich entspannst.
Trau dich, loszulassen – und entdecke deine Ruhe. Auf Entspannung kann Spannung folgen, und zwar positive. Sie gibt dir die nötige Kraft, die du brauchst, um deinen Atem zu stützen, somit deinen Ton zu tragen und deine Stimme tragfähig zu machen.